4. Mai 2022 7 Minuten Lesezeit E-LearningTipps & Tricks
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Sie möchten Ihre Lerninhalte digitalisieren? Und das möglichst pragmatisch und trotzdem wirksam? Talking Head Videos sind eine einfache, nachhaltige und vor allem sympathische Möglichkeit, Inhalte zu vermitteln und werden immer häufiger im Corporate Learning eingesetzt. Was Talking Head Videos genau sind, welche Vorteile sie mit sich bringen und wann sie sich als Lernmedium besonders gut eignen – darum geht’s in diesem Artikel. Außerdem geben wir Ihnen Tipps an die Hand, wie Sie Talking Head Videos einfach selbst erstellen.
Talking Head Videos werden oft auch als Videobotschaften oder Lehrvideos bezeichnet. Bei dieser Art von Video spricht eine Person – beispielsweise ein Trainer/eine Trainerin oder ein Experte/eine Expertin – direkt in die Kamera oder leicht daneben und richtet sich somit direkt an die Lernenden. Im Filmausschnitt ist also lediglich die Person bis ungefähr zur Hüfte zu sehen. In manchen Fällen gibt es einen Interviewer, der hinter der Kamera steht und dem oder der Interviewten vor der Kamera Fragen stellt. Häufig wird das Video durch Text-, Bild- oder Videoeinblendungen neben dem Sprecher/der Sprecherin ergänzt, um die Lerninhalte zu visualisieren. In diesem Video wird kurz zusammengefasst, was ein Talking Head Video genau ist.
Eine reale Person wirkt persönlich und authentisch und spricht die Lernenden emotional an. Gerade im E-Learning, wo oftmals die menschliche Komponente fehlt, sind Talking Head Videos eine gute Möglichkeit mehr Persönlichkeit reinzubringen, Emotionen zu wecken und so das Engagement der Lernenden zu steigern.
In Talking Head Videos können Fachexpertinnen und -experten selbst ihr Thema erklären. Das sorgt für Glaubwürdigkeit und Relevanz bei den Lernenden, was wiederum Akzeptanz schafft und positiv auf die Lernkultur einzahlt.
Generell lernen wir bei den meisten Themen mit audiovisuellen Medien nachhaltiger als mit Medien, die nur einkanalig sind – wie beispielsweise mit reinen Texten, Podcasts oder Bildern. Videos zählen daher grundsätzlich zu den wirksamsten und auch beliebtesten Lernmedien. Talking Head Videos haben zudem den Vorteil, dass eine reale Person vor der Kamera steht. Vielen Lernenden fällt es leichter, einem Menschen beim Erklären zu folgen als einem Voice-Over.
Günstig und einfach zu erstellen
Alles was Sie zur Produktion von Talking Head Videos brauchen, ist eine Kamera, ein Skript und ein Video-Bearbeitungstool. Wenn das Setting einmal steht, ist kein großer Mehraufwand nötig, gleich mehrere Videos am Stück zu produzieren. Gerade für längere Schulungen, die aus vielen Lernmodulen bestehen, ist das ein gutes Mittel – denn einerseits ist das Video das Medium mit der höchsten Akzeptanz, andererseits ist die Umsetzung unkompliziert und kostengünstig.
Talking Head Videos lassen sich optimal in einen Micro Learning Ansatz integrieren. Umfangreichere Lerninhalte können in mehrere Lehrvideos oder auch in unterschiedliche Lernformate aufgeteilt werden. Und hier kommt auch der zuvor genannte Vorteil zu tragen: Steht das Setting einmal, lässt sich mit Talking Head Videos gut Strecke machen, da sie schnell und einfach erstellt werden können.
Nicht für jedes Thema sind Talking Head Videos gleichermaßen geeignet. Es gibt bestimmte Szenarien, bei denen sie aufgrund der eben genannten Vorteile einen besonders großen Mehrwert bieten. Ein paar davon zeigen wir im Folgenden auf:
Wie oben erwähnt, sorgen Talking Head Videos für Glaubwürdigkeit und Autorität. Das kann bei sensiblen Lerninhalten, wie z. B. Change-Themen besonders interessant sein. Häufig sind solche Themen auch mit negativen Vorbehalten behaftet. Hier bietet es sich an, dass z. B. die Geschäftsführung selbst die Inhalte über ein Lehrvideo vermittelt, um für Glaubwürdigkeit und Persönlichkeit zu sorgen.
Außerdem wecken Talking Head Videos bei den Zuschauenden Emotionen. Gerade bei Themen mit emotionalen Vorbehalten eignen sie sich gut, um der Zielgruppe erst einmal das „Warum“ zu vermitteln. Also warum sollte die Zielgruppe sich für ein bestimmtes Thema (z. B. ein neu eingeführtes Tool) interessieren? Warum soll sie diese Schulung überhaupt durchführen? Indem den Lernenden vermittelt wird, was für sie konkret der Mehrwert ist, werden das Engagement und die Lernmotivation gesteigert. Und das gelingt durch die persönliche Ansprache mittels Talking Head Videos besonders gut.
Bei fachlichen Schulungen kann es von Vorteil sein, wenn ein Fachexperte bzw. eine Fachexpertin bestimmte Themen in einem Talking Head Video erklärt. Das sorgt für mehr Glaubwürdigkeit und Relevanz bei den Lernenden, was wiederum die Lernmotivation steigert. Komplexere Themen können beispielsweise auch durch Einblendungen von Texten oder Grafiken ergänzt werden.
Onboarding
Gerade dann, wenn ein Onboarding hauptsächlich auf digitalem Weg stattfindet, bieten sich Talking Head Videos an. Auf neue Mitarbeitende wirkt es persönlich, authentisch und sympathisch, wenn ihnen ein Kollege oder eine Kollegin etwas in einem Lehrvideo erklärt. So kann ein Stück weit mehr Persönlichkeit in den digitalen Onboarding-Prozess gebracht werden.
Inhalte zur Unternehmenskultur
Ähnlich verhält es sich bei Lerninhalten rund um die Unternehmenskultur. Auch hier eignen sich Talking Head Videos von Mitarbeitenden, die selbst ihre Erfahrungen und Eindrücke teilen. Das wirkt deutlich authentischer auf Kolleginnen und Kollegen.
Wie ein Talking Head Video aussehen kann, haben Sie bereits in obigem Video gesehen. Hier finden Sie ein weiteres Beispiel für ein Talking Head Video, in dem Tipps für verständliche Sprache gegeben werden – diese können Sie auch direkt bei der Erstellung Ihrer Videos anwenden. In unserer Video-Serie Kleine Bissen Wissen finden Sie weitere 21 Lehrvideos mit Tipps rund um die Erstellung digitaler Lerninhalte.
Warum vs. Was
Lerninhalte spannend verpacken
Sie können Talking Head Videos von professionellen E-Learning Anbietern umsetzen lassen, aber sie lassen sich auch relativ einfach selbst produzieren. Im Folgenden geben wir Ihnen ein paar Tipps, wie Sie das Beste aus dem Format herausholen.
Als allererstes brauchen Sie natürlich ein Skript. Strukturieren Sie die Inhalte, die Sie im Video vermitteln wollen. Dabei hilft es, das Thema aus den Augen Ihrer Zielgruppe zu betrachten. So entscheidet unter anderem der Vorwissensstand der Zielgruppe darüber, wie weit Sie ausholen müssen. Auch Vorbehalte der Lernenden sind vorab zu ermitteln, um die Inhalte und auch die Sprache im Video daran anzupassen. In unserem Artikel 5 Tipps für einfaches Erklären erfahren Sie, wie Sie Ihr Thema einfach und verständlich vermitteln.
Grundsätzlich kann das Skript aus Stichpunkten bestehen, an denen sich die Person vor der Kamera grob orientieren kann. Oder aber Sie erstellen ein ausformuliertes Skript, das Sie mit Hilfe eines Teleprompters über ein Tablet oder einen Laptop abspielen können.
Da bei Videos die Lernenden nicht selbst aktiv werden, sollten Lehrvideos nicht zu lang sein. Wir empfehlen eine Länge von unter fünf Minuten – denn nach drei Minuten lässt die Aufmerksamkeitsspanne bereits deutlich nach und sinkt danach immer weiter ab. Bei umfangreichen Themen bietet es sich also an, diese auf mehrere Talking Head Videos bzw. auch verschiedene Lernmedien aufzuteilen.
Protagonist oder Protagonistin
Ob Produktmanagerinnen und Produktmanager, Process-Owner, jemand aus der Geschäftsleitung, die Lernenden selbst, die Azubis oder Kundinnen und Kunden – prinzipiell kommen verschiedenste Personen für Talking Head Videos in Frage. Es sollte auf jeden Fall jemand sein, der glaubwürdig über das Thema sprechen kann und sich auch vor der Kamera wohlfühlt.
Setting
Wenn das Skript steht, geht’s mit dem Setting weiter: Stehen Sie, während Sie gefilmt werden – das wirkt deutlich aktiver. Platzieren Sie sich, wenn möglich so, dass das Licht von vorne kommt, und stellen Sie Ihren Laptop bzw. die Kamera auf etwas drauf, so dass Sie und die Kamera sich auf Augenhöhe begegnen – Untersicht ist meistens eher unvorteilhaft.
Und, banal, aber wichtig: Schauen Sie, während Sie sprechen, in die Kamera und nicht auf Ihren Laptop. Wenn Sie Ihren Text ablesen möchten, nutzen Sie eine Teleprompter-App, bei der der Text in Ihrem Lesetempo durchs Bild läuft. In diesem Fall stellen Sie sich etwas weiter von der Kamera weg, damit weniger auffällt, dass Sie auf den Bildschirm statt in die Kamera schauen. Kostenlose Teleprompter-Apps sind z. B. Parrot Telepromter oder Simple Teleprompter.
Falls Sie im Nachgang Folien oder ähnliches in Ihr Video einblenden möchten, achten Sie schon beim Filmen darauf, neben sich etwas Freifläche zu lassen.
Schneiden
Wenn Ihre Botschaft gefilmt ist, geht’s ans Schneiden. Dafür gibt es zahlreiche Gratis-Schnittprogramme – zum Beispiel den allseits bekannten Windows Movie Maker, der zwar hier und da nicht mehr ganz zeitgemäß ist, aber gerade für Einsteiger durch eine einfache Bedienung und gute Nutzeroberfläche besticht. Gleiches gilt zum Beispiel für das Programm SimpleVideoCutter. Professioneller wird’s mit DaVinci Resolve – in dieses Programm muss man sich ein wenig einarbeiten, kann dann aber auch deutlich mehr aus dem Video rausholen, zum Beispiel in Sachen Farbkorrektur. Für einen schnellen Einstieg eignen sich aber Programme mit geringerem Funktionsumfang.
Fazit
Talking Head Videos sind vielfältig einsetzbar und die wohl authentischste Form der Wissensvermittlung. Sie eignen sich ideal als kleine Wissenshäppchen für kurze Themen, aber auch als Teil von umfangreicheren Trainings – ganz im Sinne von Micro Learning. Sie lassen sich mit überschaubarem Aufwand erstellen und sind gleichzeitig sehr wirksam zur nachhaltigen Wissensvermittlung. Also nutzen Sie das Potenzial! Und wenn Sie doch Hilfe dabei benötigen: Wir beraten Sie gerne zu Ihrem Talking Head Video Vorhaben und setzen es gemeinsam mit Ihnen um.